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Ein unnötig komplizierter Grundstückskauf

Wie im letzten Beitrag schon beschrieben, haben wir Anfang 2018 eher zufällig nochmal bei den üblichen Portalen nach einem Grundstück geschaut und dabei sprang uns eine Anzeige von Julia Schmitz in’s Auge.

Ein Fleckchen Erde in Langerwehe

Beworben wurde ein Grundstück in einem Ortsteil von Langerwehe zu einem akzeptablen Preis, mit großzügiger Grundfläche und augenscheinlich der Möglichkeit mit einer geschickten Platzierung des Hauses einen Garten mit Südwestlage zu realisieren. Eigentlich zu gut um wahr zu sein.

Kurzentschlossen fuhren wir noch vor Einbruch der spät-winterlichen Dämmerung bis Langerwehe und standen nach kurzer Suche auf einem Feldweg, der eine größere Wiese teilte.

Das Umfeld sah gut aus, und nach wenigen Momenten fingen wir an mit Schritten von denen wir glaubten, dass sie einen Meter lang seien, mal die vermuteten späteren Grundstücksgrenzen, deren Längen wir vorher „professionell“ mit Hilfe eines bekannten Online-Kartendienstes und seiner Satellitenbilder abgeschätzt hatten, abzuschreiten. Nach wenigen Minuten war für uns klar, dass dieses Fleckchen Erde uns gut gefallen würde.

Durchgefroren aber voller Hoffnung, dass „unser“ Grundstück noch frei ist, fuhren wir wieder nach Hause und schrieben sofort über das Kontaktformular des Immobilienportals eine Nachricht. Am folgenden Werktag erhielt ich eine Reaktion von einer Erschließungsgesellschaft mit einigen Informationen und dem Hinweis, dass wir uns mit Fragen vertrauensvoll an Frau Schmitz wenden sollen. Genau das haben wir getan und noch am selben Tag das Grundstück, welches wir uns angesehen hatten, reserviert.

Von der Reservierung zum Vertrag

In den nächsten Tagen erledigten wir Recherchen bzgl. Infrastruktur, Kindergarten- und Schulsituation. Nebenbei löcherten wir Frau Schmitz noch mit geschätzt drölfzillionen Fragen, die alle schnell, umfassend und kompetent beantwortet wurden.

Zwischendurch wurde noch ein vormals reserviertes Grundstück in besserer Lage frei. Das bisherige Grundstück war ein Hinterlieger-Grundstück, was bedeutet hätte, dass wir recht umständlich über eine Privatstraße eine lange Zufahrt hätten machen müssen. Das neue Grundstück hingegen liegt direkt an der Straße und bot viel mehr Freiheiten bei der Planung und auch die Erschließung und unsere Auffahrt würden signifikant günstiger werden. Da haben wir nicht lang‘ nachdenken müssen und die Reservierung geändert.

Seitens der Erschließungsgesellschaft wurde avisiert, dass wir im Juni, wenn die Erschließungsarbeiten abgeschlossen sind, mit dem Bau anfangen könnten, wenn wir dieses Grundstück nehmen würden.

Da von unserer Seite alles passte haben wir den Schritt gewagt und zugesagt.

Ein unnötig komplizierter Kaufvertrag

Nach wenigen Tagen erhielten wir einen Kaufvertragsentwurf, welcher beim Lesen von Seite zu Seite mehr und mehr Verwunderung auslöste. Plötzlich war neben uns und der Erschließungsgesellschaft noch eine dritte Partei im Spiel und der Vertrag endete mit einer guten Hand voll aufschiebender Bedingungen, die sein Inkrafttreten regeln.

Nach mehrmaligem Lesen und einige Telefonate mit meinem Vater später lichtete sich der Paragraphen-Dschungel langsam und es wurde klar, dass wir hier etwas kaufen würden, was der Verkäufer noch gar nicht besitzt.

Der Vertrag regelte unseren Teil nämlich so, dass er genau dann in Kraft treten würde, wenn zwischen den bisherigen Eigentümern, der Gemeinde, und der Erschließungsgesellschaft diverse Punkte geklärt sind. Die Gemeinde will da wohl einbezogen werden, da sie später die Straße und andere öffentliche Bereiche übernimmt und auch warten muss. Insgesamt 20 Seiten allerfeinstes Rechtsdeutsch.

Neben der bis hier hin schon viel zu häufig in Anspruch genommenen Hilfe und Beratung durch unsere Eltern, haben ebenfalls unser Ansprechpartner von unserer Hausbau-Firma (für diese hatten wir uns im Vorfeld schon entschieden) und auch einige Kollegen auf der Arbeit uns erklärt, dass dies heutzutage durchaus Usus sei.

Da wir nach eingehender Prüfung des Vertrags sicher waren, dass wir aufgrund eines Rücktrittsrechts ohne finanziellen Schaden aus der Sache raus kämen, sofern der Kauf nicht zustande kommt, haben wir zugesagt und einen Termin zur Unterzeichnung vereinbart. Ende April war dann der Tag der Tage und wir unterzeichneten den Kaufvertrag.

Damit sollte alles gut sein und dieser Beitrag könnte ein Ende haben. Könnte man meinen.

Nach dem Kauf fangen die Probleme erst an…

Leider ließ ab dem Moment, wo der Kaufvertrag unterzeichnet war, die Professionalität und das Engagement seitens der Erschließungsgesellschaft schlagartig nach. Zugesagte Termine verstrichen ohne irgendwelche Information. Telefonisch war irgendwie auch niemand zu erreichen. Auf E-Mails wurde nur mit vielen Tagen Verzögerung und mehrmaliger Nachfrage geantwortet. Die aufschiebenden Bedingungen wurde einfach nicht erfüllt und somit der Zeitpunkt der Rechtsgültigkeit unseres Kaufvertrags immer weiter verzögert.

Irgendwann im Sommer, zufällig ca. 2 Stunden nachdem wir bei unserer Baufirma den Vertrag für das Haus unterzeichnet hatten, wurde uns von der Erschließungsgesellschaft lapidar per E-Mail mitgeteilt, dass wir keinen Gasanschluss haben können. Man hätte mit dem Gasversorger gesprochen und dieser hätte entschieden, das sich eine Erschließung dieses Neubaugebiets von wirtschaftlicher Seite nicht lohnen würde.

Das war ein ziemlicher Tiefschlag. Nur Stunden zuvor haben wir den bisher teuersten Vertrag unseres Lebens unterzeichnet und dabei fest mit einer Gasheizung geplant.

Glücklicherweise haben wir von Danielas Vater erfahren, dass der Gasversorger momentan eigentlich eher eine gegenteilige Strategie verfolgt und möglichst viele Gasanschlüsse realisieren möchte. Aufgrund seines guten Zuredens haben wir uns entschlossen den Kontakt zum Versorger aufzunehmen und zu versuchen ihn umzustimmen. Einigen Stunden Lebenszeit, viele Telefonate und einige Formulare später hat sich der Gasversorger doch überzeugen lassen eine Erschließung vorzunehmen. Hier hätte ich erwartet, dass dieses Thema von der Erschließungsgesellschaft angegangen wird und man seinen Kunden unterstützt. Stattdessen mussten wir uns selber kümmern, damit überhaupt etwas passiert ist. Aber Schwiegerpapa hat’s gerettet. Danke!

Während der ganzen Probleme standen wir außerdem immer in Kontakt mit Frau Schmitz und sind von Ihr unterstützt und beraten worden. Mittlerweile ist aus dem förmlichen „Frau Schmitz“ auch „Julia“ geworden und an dieser Stelle möchten wir uns nochmal für den Einsatz und die Hilfe bei all‘ dem Ärger bedanken: Danke, Julia!

End gut, alles gut !?

Nach und nach lösten sich die einzelnen Probleme, so dass wir irgendwann tatsächlich den Kaufpreis bezahlen durften und das Prozedere der Eigentums-Umschreibung anlaufen konnte. Auch hier lief seitens der Erschließungsgesellschaft nichts wirklich reibungslos, so dass wir tatsächlich erst Anfang Oktober und nach vielen unruhigen Nächten und der Frage, ob wir tatsächlich die richtige Entscheidung getroffen haben, offiziell Grundbesitzer waren. Man hatte schlicht „vergessen“ dem Notar mitzuteilen, dass wir eine Zahlung zur Übernahme irgendwelcher Gebühren, die vorgestreckt worden waren, längst getätigt hatten. Fast 4 Wochen lang. Trotz mehrfacher Nachfrage.

Die Erschließungsarbeiten starteten beinahe erwartungsgemäß nicht, wie angekündigt, im Juni sondern erst in der letzten Augustwoche. Wie man sich somit sicherlich denken kann ist aus dem Baubeginn im September nichts geworden. Tatsächlich hat jene Firma es bis zum heutigen Tag immer noch nicht geschafft die Erschließungsmaßnahmen abzuschließen, so dass wir hier insgesamt schon eine Verzögerung verlängerte Sparphase von knapp 6 Monaten hatten.

Es sieht allerdings momentan so aus, als würden die Arbeiten noch im November abgeschlossen werden, so dass wir guter Dinge sind demnächst loslegen zu können. Die Baustraße ist geteert und angeblich fehlen nur noch kleinere Arbeiten an einem Regenrückhaltebecken, welches sich hinter einigen Nachbargrundstücken befinden wird. Zum Abschluss für diesen unnötig langen Beitrag zu einem unnötig komplizierten Grundstückskauf noch ein aktuelles Foto von dieser Woche:

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